15 April 2006

Chaos auf der Autobahn - oder: Stau ohne Grund

Eigentlich nimmt man ja die Autobahn um schneller vorwärts zu kommen.Nur in einigen Fällen, besonders am Ferienanfang ist dies eine eher schlechte Idee, denn ehe man sich versieht steht man im Stau. Die Tatsache allein erhitzt schon die Gemüter, doch schlimmer ist es noch, wenn man überhaupt keine Ursache für den Stau erkenne kann. Stau hat immer eine Ursache. Doch es muss nicht gleich die gewöhnliche und offensichtliche Ursache wie zum Beispiel eine Baustelle sein. Sonst müsste es schließlich keine extra Stauforscher geben. Stauforscher vergleichen auf der Autobahn fahrende Autos mit einem Gas. Im Gas schwirren die Moleküle frei umher und jedes Molekül kann sein "individuelles" Leben leben. Ist einmal mehr Verkehr auf der Autobahn, wie etwa zur Urlaubszeit, ähnelt der Wust an Autos etwa einer Flüssigkeit, in der die Moleküle schon nicht mehr ein so individuelles und extravagantes Leben führen können. Eben wie die Autofahrer, die bei Stau ebenfalls nicht mehr mit einer Geschwindigkeit ihrer Wahl fahren können, sondern ihre Wahl an die Anzahl der Autos anpassen müssen. Diese "Flüssigkeitssituation" ist schon eine etwas angespannte Lage, aus der schnell ein Stau entstehen kann. Wechselt zum Beispiel ein Auto so die Spur, dass der Hintermann bremsen muss, entsteht ein Dominoeffekt. Nehmen wir eine Geschwindigkeit von 80 km/h an. Der Hintermann würde vielleicht auf 70 km/h runterbremsen. Dessen Hintermann müsste um nicht aufzufahren auch abbremsen und bei einer etwas geringeren Geschwindigkeit als 70 km/h landen. Der Zehnte wäre vielleicht nur noch bei 50 km/h der hundertste bei 0 km/h. Die Folge wäre Stau. Diesen Effekt bezeichnet man auch als Flaschenhalseffekt und er ist Hauptursache für viele Staus, auch wenn es unwahrscheinlich klingt. Verhalten sich noch mehrere Autos ähnlich wie der besagte Fahrer, weil sie zum Beispiel durch einen schnellen Spurwechsel einem Abbremsen und damit langsameren Fortkommen entgehen wollen ist die Wahrscheinlichkeit für einen Stau noch größer. Diese Situation ähnelt dem "Stop and Go" im Stadtverkehr. Auch hier entstehen durch ein ewiges Beschleunigen und Bremsen eine längere Schlange. Die Lösung für dieses Problem lautet dann gleichmäßiges Fahren. Wissenschaftler haben übrigens errechnet, dass bei hoher Verkehrsdichte eine Geschwindigkeit von 80km/h am wenigsten zu Staus führt.
Falls es immer noch Ungläubige geben sollte, rate ich denen man auf der A6 am Technikmuseum in Sinsheim vorbeizufahren. Seit die Concord dort ausgestellt ist (und auch von der Autobahn zu sehen ist) entstehen dort regelmäßig wie durch Geisterhand richtige Staus. Die Ursache liegt im Abbremsen der Fahrer und dem daraus resultierenden Flaschenhalseffektes.

Übrigens: Im Internet gibt es tolle Stausimulationen zum selber ausprobieren. Einfach mal ein bisschen googeln.

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